Vier Mitarbeiterin im Feedbackgespräch

Trend Monitor: Warum Feedback geben so wichtig für den Erfolg im Unternehmen ist

„Bloß keinen Fehler zugeben“ – dieses Credo herrscht leider immer noch in vielen deutschen Unternehmen vor. Das Missgeschick wird vertuscht, denn es könnte sich nachteilig auf die Karriere auswirken. Dabei waren Fehler für den Erfolg der bedeutendsten Unternehmer weltweit eine wichtige Grundlage. Diese Persönlichkeiten lernten aus ihren Fehlschlägen, sahen darin Potenzial für Veränderung, Wachstum und Innovation. Und eine solche Fehlerkultur sollte auch in der deutschen Geschäftswelt mehr Raum einnehmen. Fehler bringen wertvolle Erkenntnisse, wenn Vorgesetzte und Mitarbeiter offen darüber sprechen. Wie eine konstruktive Feedback- und Fehlerkultur funktionieren kann, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Wie aus Fehlern Erfolge wurden: Von Porzellan, Penicillin und Post-its

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wollte der Alchimist Johann Friedrich Böttger eigentlich Gold herstellen. Stattdessen fand er die Rezeptur für feinstes Porzellan und war später Mitbegründer der Meißner Porzellanmanufaktur. Etwa zweihundert Jahre später hatte der schottische Arzt Alexander Fleming eine Petrischale mit einer Staphylokokken-Kolonie im Labor vergessen. Als er aus dem Urlaub zurückkehrte, entdeckte er in dieser Probe den Schimmelpilz Penicillium, der die Bakterien fast vollständig zerstört hatte. Das Antibiotikum war geboren.

Das Post-it gründet ebenfalls auf einem Fehlschlag: Ursprünglich hatte der US-amerikanische Wissenschaftler Spencer Silver an neuen Klebstoffen gearbeitet, die besser und länger haften sollten. Seine Produktvariante haftete zwar, aber nicht dauerhaft. Sein Kollege Arthur Fry bei 3M entwickelte die Idee weiter und brachte 1980 schließlich die praktischen Klebezettel auf den Markt.

Wirksame Fehlerstrategien entwickeln

Diese drei Geschichten sind nur einige von vielen, die zeigen, welches Potenzial in Fehlern steckt. Auch heutzutage muss sich jedes neu gegründete Unternehmen erproben: Wer seine Risiken sowie Schwächen analysiert und sie konstruktiv bewältigt, schafft die Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Wirksame Fehlerstrategien sichern zudem Wettbewerbsvorteile, denn sie bieten Raum für Verbesserung. Sogar neue Produkte und Dienstleistungen können daraus entstehen, wie das Post-it zeigt.

Darüber hinaus gehört eine Fehlerkultur dazu, wenn ein Unternehmen tief greifende Veränderungen durchläuft – beispielsweise die Digitalisierung von Prozessen oder die Fusion mit einem anderen Unternehmen. Einmal getroffene Entscheidungen können sich im Nachhinein als nicht optimal erweisen. Hier ist es wichtig, mutig zu sein und Beschlüsse zu revidieren oder auf die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Nur die wenigsten Menschen begehen absichtlich Fehler, sie gehören einfach zum Menschsein dazu. Deshalb sollten Mitarbeiter und Vorgesetzte ihre Fehler als Chance sehen und daraus lernen, statt sie zu verleugnen. Wer seine Fehlschläge offen kommuniziert, übernimmt Verantwortung und dient anderen als Vorbild.

Vier Mitarbeiterin diskutieren ein Einem-Tisch
Eine konstruktive Feedback-Kultur motiviert Mitarbeiter und schafft Innovationspotenzial.

Der Weg zu einer konstruktiven Feedbackkultur

Auch einmal zuzugeben, dass man daneben lag, ist nur eine Seite der Medaille, wenn es um konstruktives Feedback geht. Auf der anderen Seite steht das Bedürfnis nach Anerkennung – es ist tief in jedem Menschen verankert. Daher ist es ebenso wichtig, positives Feedback am Arbeitsplatz zu geben. Mitarbeiter fühlen sich dadurch wertgeschätzt und gehen motivierter an ihre täglichen Aufgaben. Hier sind einige Feedbackregeln, die Sie dabei beachten sollten:

Feedback planen

Ein Gespräch über Erfolge und Misserfolge sollte in einer angemessenen Atmosphäre stattfinden. Am besten eignet sich ein persönliches, geplantes Meeting. So können sich beide Seiten auf das Feedbackgespräch vorbereiten. Es sollte nicht zu weit in der Zukunft liegen, aber so viel Abstand bieten, damit sich in einer Konfliktsituation die Gemüter zunächst beruhigen können.

Auf Augenhöhe kommunizieren

Auch wenn es ein Gespräch zwischen Manager und Mitarbeiter ist, sollten beide als gleichwertige Partner miteinander sprechen.

Sachlich bleiben

Faktenbasierte Beobachtungen wie „Du hast diese Woche zwei Mal vor Dienstschluss das Büro verlassen“ bieten eine bessere Grundlage für eine konstruktive Feedbackkultur als generalisierende und emotionale Bewertungen mit Wörtern wie „immer“ und „schon wieder“.

Zwischen Verhalten und Person unterscheiden

Bei einer konstruktiven Feedbackkultur geht es darum, das Verhalten eines Mitarbeiters zu analysieren. Kritik an der Persönlichkeit wie „Du bist ständig unpünktlich“ sind zu vermeiden.

Aus der Ich-Perspektive sprechen

Persönliche Aussagen in der Ich-Form zu Beobachtungen und Gefühlen bewirken mehr als Botschaften in der Du-Form. Das Gegenüber betrachtet die zweite Variante oftmals als Angriff auf seine Person und verfällt in einen Verteidigungsmodus.

Zur eigenständigen Lösungsfindung anregen

Menschen sind eher gewillt, an ihrem Verhalten etwas zu ändern, wenn sie selbst die Idee dazu hatten. Durch Fragen wie „Was brauchen Sie, um das Problem zu lösen?“ oder „Welche nächsten Schritte planen Sie?“ kann der Mitarbeiter eigenständig Lösungen entwickeln.

Erwünschtes Verhalten benennen

Die Vorstellungen über das zukünftige Verhalten des Mitarbeiters sollten klar kommuniziert werden. Konkrete Aussagen über erwünschte Verhaltensweisen – als Bitte formuliert – ermöglichen ihm, sich in Zukunft entsprechend anzupassen.

Emotionale Gespräche abbrechen

Wenn sich das Gespräch emotional auflädt und eine sachliche Diskussion nicht mehr möglich ist, sollten Sie abbrechen und das Mitarbeiter-Feedback vertagen.

Fehler proaktiv besprechen und Lösungen entwickeln

Wenn Unternehmen sich dafür entscheiden, Fehler zum Thema zu machen und proaktiv zu diskutieren, können sie all das Lernpotenzial nutzen, das in ihnen steckt. Angst vor Fehlern oder Schuldzuweisungen gehören dann der Vergangenheit an. In Kombination mit einer konstruktiven Feedbackkultur stärkt das sowohl Mitarbeiter als auch Vorgesetzte. Neue Ideen entstehen und tragen zum Erfolg des Unternehmens bei. Der Einzelne übernimmt mehr Verantwortung, wenn er Fehler zugeben kann und trotzdem weiß, dass er wertgeschätzt wird. Das sagt auch Digitalisierungsexperte Frank Eilers im Interview mit Brother.

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