Brot, Reis, Cornflakes und Verschiede Nudelsorten, in der Mitte ein Etikett mit der Aufschrift Glutenfrei

Clean Label: Transparente Lebensmittel-Etiketten?

Lebensmittel wollen informierte Verbraucher heute so natürlich und gesund wie möglich einkaufen und konsumieren. Dabei wird verstärkt Wert auf eine transparente Zusammensetzung und Herstellung der Produkte gelegt. Labels und Etiketten wie das „Clean Label“ spielen dabei oft eine entscheidende Rolle für den Kauf – was Konsumenten jedoch selten bewusst ist.

Ein Argument für den Kauf: Clean Labels

Mit Clean Label Etiketten hat die Lebensmittelindustrie eine Form der Kennzeichnung eingeführt, die auf das Nichtvorhandensein spezifischer Stoffe wie Farb- und Konservierungsstoffe, Aromen und Geschmacksverstärker sowie auch auf den Verzicht auf Gentechnik, gehärtete Fette oder Süßungsmittel hinweist.

So gesehen schafft der Clean Label Etikettendruck auf den ersten Blick Transparenz: dennoch lohnt weiterhin der Blick auf die Zutatenliste. Nicht selten werden die vermiedenen Zusatzstoffe nämlich durch andere Zutaten ersetzt, damit das Produkt dieselben Funktionen in Konsistenz, Geschmack oder Aussehen wie die mit Zusätzen versehenen Lebensmittel erfüllt.

Geschmacksverstärker – geht es ohne?

Eine der am häufigsten von Verbrauchern kontrollierten Zutaten ist der Zusatzstoff Glutamat, der als Geschmacksverstärker vom Hersteller in der Zutatenangabe aufgelistet werden muss. Glutamat wird nachgesagt, zu übermäßigem Appetit und Übergewicht beizutragen und Unverträglichkeiten wie Kopfschmerzen oder Übelkeit auszulösen. Ob dies tatsächlich zutrifft, ist bislang umstritten – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält ihn bei ausgewogener Ernährung jedoch für gesundheitlich unbedenklich.

Der Stoff, der eigentlich das Salz der Glutaminsäure ist, kommt natürlicherweise z.B. in Käse, Schinken und Tomaten vor. Wird er einem Lebensmittel hingegen künstlich zugesetzt, sorgt er für einen würzigen Geschmack – was vor allem bei der Herstellung von Fertigprodukten sehr beliebt ist.

Clean Label Etiketten werben meist mit dem Aufdruck „ohne Geschmacksverstärker“ oder „ohne Zusatzstoffe“ – dennoch kann z.B. Hefeextrakt als Zutat verwendet worden sein: Dieses erzielt einen ähnlichen Würzeffekt. Hergestellt aus natürlichen Hefezellen, enthält das Hefeextrakt neben B-Vitaminen auch Glutaminsäure. Allein der Blick in die Zutatenliste schafft hier Klarheit.

Ohne Aroma – aber doch aromatisch

Wer auf einem Clean Label Etikett den Vermerk „ohne künstliche Aromastoffe“ liest, sollte zunächst prüfen, ob in der Zutatenliste „natürliche Aromen“ gelistet werden. Dies bedeutet, dass dem Lebensmittel zwar keine chemisch produzierten Aromen beigefügt wurden, wohl aber Aromen aus anderen natürlichen, jedoch möglicherweise produktfremden Lebensmitteln. 

So können beispielsweise auch Pilze und Mikroorganismen für eine natürliche Aromaherstellung verwendet werden. Einzig die Abwesenheit von sowohl künstlichen als auch natürlichen Aromen auf dem Etikett garantiert, dass das Produkt nur nach seinen eigenen Inhaltsstoffen schmeckt.

Frei von Farbstoffen – und doch gefärbt

Ähnlich verhält es sich mit dem Zusatz von Farbstoffen: so kann ein Produkt, das mit der Kennzeichnung „ohne künstliche Farbstoffe“ deklariert ist, durchaus gefärbt sein. Das Clean Label Etikett weist nämlich keine natürlichen Farbstoffe aus: so können Lebensmittel auch mit Hilfe von bunten Extrakten aus Pflanzen optisch verändert und aufgewertet werden, die dann den Zusatz künstlicher Farbstoffe ersetzen.

Ohne Konservierungsstoffe – jedoch haltbar gemacht

Traditionell werden für eine verbesserte Haltbarkeit von Produkten synthetische Konservierungsstoffe eingesetzt. Mit Blick auf Allergiker verzichten jedoch insbesondere Bio-Lebensmittel häufig darauf und bewerben ihre Lebensmittel häufig mit dem Clean Label „frei von Konservierungsstoffen“. 

Dieser Aufdruck auf dem Etikett bedeutet jedoch nicht, dass keine konservierenden Zusätze verwendet wurden. So können beispielsweise Säuerungsmittel und Antioxidationsmittel wie Citronensäure zum Einsatz kommen, um die Lebensmittel frisch zu halten und Verfärbungen vorzubeugen.

Eine Verlängerung der Haltbarkeit ist auch durch verschiedene, konservierende Verarbeitungsverfahren möglich: vom Pasteurisieren und Sterilisieren der Milch über die Gefriertrocknung bis hin zum Räuchern, Einlegen, Einschweißen, Zuckern und Salzen von Lebensmitteln. Auch bestimmte Kräuter, Gewürze und Öle können zu einer verbesserten Haltbarkeit beitragen und z.B. denselben antioxidativen Effekt erzielen.

Ohne gehärtete Fette

Die Verwendung künstlich verfestigter, fetter Öle – gehärteter Fette also – ist bei Margarine, abgepacktem Gebäck, Kuchen und manchen Süßwaren, Aufstrichen und Fertiggerichten wie Tiefkühlpizzen, Pommes oder Chips üblich. Derzeit geht die Forschung davon aus, dass der häufige Konsum gehärteter Fette, auch Transfette genannt, Übergewicht und Herz-Kreislauferkrankungen begünstigen kann. Auch Cholesterinwerte, Blutbahn und Hirngefäße können von gehärteten Fetten beeinträchtigt werden.

Um Verbraucher zu warnen, schildern viele Hersteller ihre Produkte auf dem Clean Label Etikett mit dem Hinweis „ohne gehärtete Fette“ aus. Damit hat der Verbraucher zumindest die Gewissheit, dass im Produkt keine Transfette als Zutat enthalten sind.
Der Einsatz von ungehärteten Fetten auf der anderen Seite, als Alternative, hat jedoch häufig Einfluss auf den Nährwert. 

Unklarheit bei der Deklarierung von Süßungsmitteln

Wer auf der Verpackung „ohne Zucker“, „ohne Süßungsmittel“ oder „ohne Süßstoffe“ liest, greift gerne beherzt zu. Dabei ist diese Form des Clean Labellings kein Garant für ungesüßte Produkte. Verbraucher können oftmals gar nicht zwischen den einzelnen Varianten unterscheiden. 

Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe bezeichnen eine Gruppe von Zusatzstoffen, die in der Lebensmittelindustrie gern zum Süßen verwendet werden, jedoch keiner Deklaration bedürfen – somit kann ein mit dem Hinweis „ohne Zucker“ deklarierter Artikel durchaus stark süß schmecken. Ebenso können Lebensmittel, die mit dem Clean Label „ohne Süßungsmittel“ gekennzeichnet sind, durchaus Zucker enthalten.

Auf dem Prüfstand: Gentechnisch veränderte Lebensmittel

Der Verzicht auf Gentechnik ist ein weiteres Versprechen, das der Hersteller mit dem Clean Label Etikett mitunter abgibt: Der Vermerk „ohne Gentechnik“ auf der Verpackung bezieht sich jedoch nur auf die EU-weit vorgeschriebene Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel – jedoch nicht auf solche Produkte, für deren Herstellung gentechnisch veränderte Futtermittel zum Einsatz kamen.

Kontroverse um Clean Labelling 

Mit Blick auf ausgewiesene Zusatzstoffe wie Citronensäure oder Hefeextrakt, die dennoch das Clean Labelling alias „frei von Konservierungsstoffen“ bzw. „Ohne Glutamat“ zulassen, ist die „saubere Etikettierung“ nicht per se eine Garantie für ein ausschließlich natürlich hergestelltes und verarbeitetes Produkt. 

Bis dato gibt es noch keine rechtlich verbindlichen Regelungen für den Clean Label Etikettendruck und die Definition für „künstliche“ und „natürliche“ Zusatzstoffe. Wer sich also dafür interessiert, wie „natürlich“ oder prozessiert die konsumierten Lebensmittel sind, kommt nicht umhin, die Etiketten genau zu studieren und sich mit den Zutatenlisten und Verarbeitungsweisen der Lebensmittelindustrie näher auseinander zu setzen. 

Eine App mit Barcode-Scanner kann beim Einkauf für mehr Transparenz sorgen – und den Verbraucher beim Studium der Etiketten unterstützen. Das Clean Labelling liefert dabei zumindest ein erstes Indiz für eine stärker verbraucherorientierte Herstellung.

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