Das Bild zeigt eine Person, die Arbeitshandschuhe trägt und ein Wearables am Arm trägt.

Wearables in der Logistik: Was ist dran am Hype?

In den letzten Jahren hat die Verwendung von Wearables in der Logistik erheblich zugenommen. Ist es nur ein Hype, oder bringen die smarten Helfer den Unternehmen tatsächlich messbare Vorteile?

Was ist der Nutzen von Wearables in der Logistik?

Der technische Fortschritt hat der Automatisierung in der Logistik zum Durchbruch verholfen. Jedoch ist eine Vollautomatisierung nicht nur mit hohen Investitionen verbunden, sondern geht vor allem auf Kosten der Flexibilität. Daher wird es weiterhin zahlreiche Arbeitsabläufe geben, die nicht wirtschaftlich automatisiert werden können und somit manuell bleiben. 

Gleichzeitig sind Unternehmen bestrebt, Fehler zu minimieren und die Effizienz der Prozesse im Lager zu maximieren. 

An dieser Stelle kommen spezielle Wearables für die Logistik ins Spiel. 

Smart Wearables sind intelligente Computersysteme mit hochentwickelter Sensorik, die am Körper oder am Kopf getragen werden. Diese smarten Systeme ermöglichen es den Mitarbeitern, Informationen in Echtzeit zu erhalten und gleichzeitig ihre Hände frei zu behalten. Dadurch können sich diese wieder primär den Kernaktivitäten widmen: dem Materialhandling und dem Fahren von Staplern und Routenzügen. Als Folge werden die Prozesse schlanker, da die Informationsübertragung nicht separat vom Kernarbeitsschritt stattfindet, sondern in diesen integriert wird1

Unternehmen können durch diese Wearables in ihrer Logistik deshalb einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil erzielen.  

Welche Arten von Logistik-Wearables gibt es?

Wearables übernehmen in der Logistik eine Vielzahl von Aufgaben; sie können Daten erfassen und auswerten, Anweisungen ausführen und den Träger sogar physisch unterstützen. 

Zu typischen Wearables, die bereits erfolgreich in der Branche eingesetzt werden, gehören beispielsweise Smartwatches, Datenbrillen oder Handschuhe mit integrierten Sensoren. Das ist jedoch noch nicht alles. Das Sortiment an Wearables für die Logistik ist weitaus vielseitiger und umfasst auch Exoskelette, Helmkameras, 3D Motion Tracker sowie "intelligente" Kleidung und Schuhe (Smart Textiles). Allen Wearables in der Logistik ist gemein, dass sie manuelle Arbeiten unterstützen und diese schneller, fehlerfreier, sicherer und ergonomischer machen.

Ein Beispiel für Smart Textiles in der Logistik sind Kommissionierwesten2, wie sie auf der LogiMAT 2023 zu sehen waren. Die Westen folgen dem Hands-free-/Eyes-free-/Head-free-Prinzip und lassen sich per Bluetooth mit jedem sprachoptimierten Endgerät verbinden. Headsets und hinderliche Verkabelungen am Körper werden also überflüssig. Auch Staplerfahrer profitieren von den Westen, die zudem die Vorteile der Kommissionier- mit denen einer Warnschutzweste vereinen.

Das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM forscht seit mittlerweile 10 Jahren zu elektronischen Systemen in Textilien3, darunter auch explizit zu Wearables in der Logistik. Und die Hochschule Niederrhein (HSNR) plant sogar die Einführung eines Double-Degree-Bachelorstudiengangs zum Thema Smart Textiles/Textile Electronics ab 2025/2026. Das zeigt die wachsende Bedeutung der E-Clothes. 

Mit Smart Clothes ist beispielsweise ein Motion-Tracking des gesamten Körpers möglich, um Fehlstellungen oder Bewegungsabläufe zu analysieren. Die Unterstützung von Bewegungsabläufen ist eine der Hauptaufgaben von Exoskeletten4, die ebenfalls zu den Wearables für die Logistik zählen. Mittlerweile existieren bereits marktreife Modelle für spezielle Anwendungsfälle5

Exoskelette werden primär an physikalisch belastenden Arbeitsplätzen zum Schutz vor Überlastung und Verletzungen eingesetzt. Indem sie Mitarbeiter in der manuellen Lastenhandhabung oder bei Überschulterarbeit unterstützen, können sie das Risiko von Muskelskeletterkrankungen vermindern. Unterschieden werden rein mechanische Exoskelette (passive Modelle), die bei bestimmten Bewegungen Energie über Gasdruckfedern oder Elastomere aufnehmen, und Exoskelette mit elektrischen oder pneumatischen Antrieben (aktive Modelle). Offensichtlicher Vorteil der passiven Modelle ist ihr geringeres Gewicht und die schlankere Bauweise.

Vielversprechend: Wearables sorgen in der Logistik für Effizienz und Sicherheit 

Anwendungsbereiche für Wearables in der Logistik

Wearables können in der Logistik in einer Vielzahl von Bereichen zur Prozessoptimierung eingesetzt werden, beispielsweise 

  • im Lager zur Kommissionierung, Bestandsverwaltung und Qualitätskontrolle
  • beim Transport zur Überwachung von Fahrzeugen und Ladungen
  • bei Montage und Instandhaltung, um die Mitarbeiter über Remote-Assistenz oder Remote-Support zu unterstützen (bei Remote Support besteht die Möglichkeit zur Fernsteuerung des tragbaren Geräts)

Smartwatches haben im Freizeitbereich weite Verbreitung gefunden, beispielsweise um den Puls des Hobbysportlers oder die zurückgelegten Schritte zu messen. Ihr volles Potenzial spielen die kleinen Helfer aber erst im Business-Einsatz aus. Als Wearables in der Logistik informieren Smartwatches nicht nur Lagerarbeiter über ihre nächste Aufgabe, sondern auch LKW-Fahrer über Routenänderungen.

Headsets für den Pick-by-Voice-Einsatz gehören wohl zu den Wearables, die in der Logistik am weitesten verbreitet sind. Die Mitarbeiter werden mittels akustischer Ansagen zum Artikel geführt und bestätigen den Kommissioniervorgang per Sprachbefehl. 

Datenbrillen verfügen über ein transparentes Display im Sichtfeld des Mitarbeiters, über das zusätzliche Informationen eingespielt werden. Lagerarbeiter können durch die AR-Brille sehen, wo ein bestimmtes Produkt im Regal steht, welche Anzahl an Artikeln aufzunehmen sind oder an welcher Stelle im Versandkarton das Produkt abgelegt werden soll. Mit diesen Wearables für die Logistik ist es sogar möglich, Cross-Docking-Prozesse zu leiten und zu unterstützen. Zu beachten ist aber, dass im Blickfeld des Trägers verhältnismäßig wenig Informationen gleichzeitig dargestellt werden können6.  

Smarte Handschuhe haben einen eingebauten Handscanner. Das Mitführen, Aufnehmen, Ablegen (und Suchen) eines externen Scanners entfällt dadurch. Das spart Zeit. In Kombination mit Wireless-Konnektivität ist gleichzeitig für die Schnittstelle zum Lagerverwaltungssystem gesorgt. Moderne Geräte ermöglichen es den Benutzern, bis zu sechs Barcodes auf einmal zu verarbeiten7

Mögliche Risiken bei der Nutzung von Wearables in der Logistik

Bei der Nutzung von Wearables in der Logistik sind in erster Linie die Datenschutzbestimmungen zu beachten. Da die Geräte Informationen über den Standort von Mitarbeitern enthalten können ist es theoretisch möglich, Bewegungsprofile der Träger zu erstellen. Sie sollten daher sicherstellen, dass der Einsatz von Wearables in der Logistik mit den Datenschutzgesetzen konform geht und die Daten der Beschäftigten vor Zugriffen Dritter geschützt werden. Ihr Datenschutzbeauftragter sollte Sie zu diesen Fragen kompetent beraten können.

Zu bedenken ist auch, dass die Geräte mit anderen Systemen zusammenarbeiten bzw. in bestehende Anwendungen integriert werden müssen. Jedoch sind die Hersteller von Wearables in der Logistik interessiert daran, dass sich ihre Tools unkompliziert in Warenwirtschaftssysteme, Lagerverwaltungssysteme, MES oder Client-Software einbinden lassen. Dennoch sollte, bevor die Entscheidung für ein System fällt, dessen Kompatibilität mit der IT-Abteilung geprüft werden.

Nicht zuletzt ist auf den Human Factor hinzuweisen, da nicht alle Mitarbeiter bereit für Veränderungen im Arbeitsablauf bzw. gleichermaßen technologieaffin sind. Allerdings ist es den Wearables in der Logistik inhärent, dass sie Arbeitsabläufe erleichtern. Daher kann eine gründliche Schulung der Mitarbeiter sicherstellen, dass diese das Potenzial der Geräte rasch erkennen und die Wearables zu ihrem Vorteil nutzen. 

Eine Kosten-Nutzen-Analyse, bei der sowohl die Anschaffungskosten als auch die langfristigen Einsparungen durch eine höhere Effizienz und Produktivität berücksichtigt werden, ist eine bewährte Strategie, um zu entscheiden, ob sich eine Investition in Wearables in der Logistik lohnt. 

Potenziale der Logistik-Wearables

Früher verließen sich Logistiker auf Papierdokumente und manuelle Inventurprozesse, um Waren zu verfolgen und zu verwalten. Heutzutage hat die Technologie die Logistikwelt revolutioniert. Von automatisierten Lagern bis hin zu fortschrittlichen Flottenmanagementsystemen sind Unternehmen bestrebt, ihre Prozesse zu optimieren und wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei setzen sie auch auf Wearables, um Arbeitsabläufe zu beschleunigen, Fehler zu reduzieren und um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter zu erhöhen.

Wearables sind eine lohnende Investition für Unternehmen, da sie langfristig zur Steigerung der Effizienz und Produktivität beitragen können. Die Zukunftsaussichten im Bereich des Einsatzes von Wearables in der Logistikbranche sind vielversprechend. Die Technologie wird sich weiterentwickeln und damit auch die Möglichkeiten, die sie für Unternehmen bietet. 

Logistiker sollten daher den Einsatz von Wearables als eine Möglichkeit zur Verbesserung ihrer Prozesse in Betracht ziehen.

Wearables sind eine vielversprechende Technologie für die Logistikbranche. Wenn Sie tiefer in das Thema der Prozessoptimierung in der Logistik eintauchen möchten, empfehlen wir Ihnen unser Whitepaper , das weitere Einblicke bietet.

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Quellen

1 https://www.eccell.online/galerie

2 https://www.lydia-voice.com

3 https://www.izm.fraunhofer.de/de/abteilungen/system_integrationinterconnectiontechnologies/arbeitsgebiete/smart_textiles.html

4 https://www.iml.fraunhofer.de/de/exoskelett.html

5 https://germanbionic.com/Branchen/logistik/

6 https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-62153-0_8.pdf

7 https://proglove.com/de/press/logimat-2023-proglove-zeigt-zusammenspiel-von-wearable-scanner-mit-watchos/

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