Das Bild zeigt einen Spross, welcher einer Tastatur entspringt.

Nachhaltige IT-Beschaffung

Einkäufer in Unternehmen und Behörden haben es in der Hand, Lieferketten gerecht und nachhaltig mitzugestalten, indem sie bei der IT-Beschaffung auf faire Produkte setzen.

Da moderne Unternehmen und Verwaltungen ohne den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) nicht mehr vorstellbar sind, kommt dieser Produktkategorie eine besondere Bedeutung zu. Der Lebenszyklus von IT-Geräten ist jedoch nicht nur mit ökologischen, sondern auch mit sozialen Auswirkungen verbunden – beispielsweise, wenn die Geräte in Ländern hergestellt werden, in denen kritische Arbeitsbedingungen herrschen.  

Ziel einer nachhaltigen IT-Beschaffung ist daher, nicht nur die wirtschaftlichen Bedarfe des Unternehmens zu erfüllen, sondern auch langfristig ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien zu berücksichtigen. 

Welche Geräte fallen in den Bereich IT-Beschaffung?

Der Begriff "nachhaltige IT-Beschaffung" bezieht sich auf den Kauf von technischen Geräten und Ausrüstungen wie  

  • Server, Speichersysteme, Switches, Router, 
  • PCs, Laptops und Tablets,  
  • Monitore, Drucker, Scanner, Kopierer, 
  • Netzwerkgeräte,  
  • Computerzubehör (z. B. Kabel, Headsets, Tastaturen), 
  • Mobiltelefone.  

Aspekte der Nachhaltigkeit 

Häufig wird bei der IT-Beschaffung der Fokus lediglich auf die Einsatzphase des Geräts gelegt, beispielsweise auf die Faktoren Energieeffizienz und Geräuscharmut. Jedoch ist die Einsatzphase nur ein kleiner Ausschnitt in dessen Lebenszyklus. 

Schnell übersehen werden Maßnahmen, die die Reparatur oder Wiederverwendung der Geräte betreffen. Laut der Expertengruppe Green-IT unter der Leitung des Umweltbundesamts (UBA) werden Überlegungen zur Wiederverwendung meistens erst am Ende der Nutzungsphase der Geräte angestellt und nur selten bereits beim Einkauf. Hier gibt es also noch deutliches Verbesserungspotenzial in puncto nachhaltige IT-Beschaffung. 

Ebenso gerät der Aspekt der sozialen Verantwortung (CSR) leicht aus dem Blickfeld, wenn der Fokus lediglich auf umweltfreundlichen Betriebsdaten liegt. Beispielsweise sollte sichergestellt werden, dass bei Produktion und Weiterverarbeitung der IT-Geräte Sozialstandards eingehalten werden, die sich an den Kernarbeitsnormen der internationalen Arbeitsorganisation ILO orientieren.  

Nachhaltigkeit von Hardware muss über ihren ganzen Lebenszyklus hinweg betrachtet werden. Nur dann kann beurteilt werden, ob es sich tatsächlich um ein nachhaltiges Gerät handelt. 

Kriterien nachhaltiger IT-Beschaffung am Beispiel von Druckern 

In Bezug auf nachhaltige IT-Beschaffung stehen häufig Computer, Monitore, Datenzentren und Cloud-Dienste im Zentrum der Aufmerksamkeit. Viele Menschen denken wahrscheinlich nicht unbedingt an Drucker, wenn sie ihre nachhaltige IT-Beschaffung planen, aber tatsächlich gibt es hier viele Gesichtspunkte, die betrachtet werden sollten:

1. Die Eigenschaften des Produkts

Kriterien für den Kauf eines Geräts sind in der Regel niedrige Emissionswerte, ein geringer Energieverbrauch, die Recyclingfähigkeit wie auch die Ergonomie. Jedoch gehören Verarbeitung, Fertigung, Verpackung und Transport ebenso zu den Eigenschaften eines Produkts. Diese Aspekte können berücksichtigt werden, indem auf Herstellerangaben und Umweltsiegel geachtet wird. 

2. Die Handhabung des Produkts 

Hier steht eindeutig der Energieverbrauch im Fokus. Eine effiziente Sparmaßnahme ist zum Beispiel, Laserdrucker vom Stromnetz zu trennen, wenn nichts ausgedruckt werden soll. Ein weiteres Kriterium ist der schnelle Übergang vom Betriebsmodus in den Energiesparmodus; dies ist bei Geräten der Fall, die das Gütezeichen Energy Star oder Blauer Engel tragen. Wichtig ist es zudem, auf schadstoffarme Toner zu achten und Recycling-Routinen für leere Kartuschen einzurichten. 

Nicht zuletzt kann mit hochwertigem Recyclingpapier, das das Gütesiegel Blauer Engel trägt, sowohl eine geringe Umweltauswirkung des Druckens als auch eine hohe Druckqualität gewährleistet werden. 

3. Das Produkt als Nachhaltigkeitswerkzeug 

Durch den Erwerb und die Nutzung eines IT-Geräts kann der ökologische Fußabdruck im Unternehmen verringert werden, da die Digitalisierung zur Prozessoptimierung beiträgt – und Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung Hand in Hand gehen.  

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Im Logistiklager wird Nachhaltigkeit im Tagesgeschäft beispielsweise dadurch unterstützt, dass eingehende Papierbelege von einem Scanner/Drucker-Kombigerät per OCR digitalisiert werden. Das ins Unternehmensnetzwerk eingebundene Gerät legt die Dokumente dann papierlos in einem zentralen Ordner ab, von dem aus die Weiterverarbeitung erfolgt.  

Wie können Unternehmen eine nachhaltige IT-Beschaffung umsetzen?

Zu den generellen Kriterien nachhaltiger IT-Beschaffung gehört, sich für aufrüstbare und langlebige Geräte zu entscheiden und diese auch in ihrer Leistungsfähigkeit ausreichend zu dimensionieren, sodass sie zukunftssicher sind. Sehr wichtig ist es zudem, eine Ersatzteilstrategie zu entwickeln und die Nachnutzung der Geräte an weniger anspruchsvollen Arbeitsplätzen einzuplanen. 

Konkret sollte auf die Auszeichnung der Hersteller mit Gütezeichen geachtet werden, da diese eine wertvolle Orientierung für die nachhaltige IT-Beschaffung geben. Inzwischen gibt es nicht nur Umweltlabels, die ökologische Aspekte berücksichtigen, sondern auch Labels für soziale Aspekte. Zu den wichtigsten Nachhaltigkeitszeichen gehören der Blaue Engel, TCO und EPEAT IEEE1680.  

Ein weiteres Kriterium bei der nachhaltigen IT-Beschaffung ist die Mitgliedschaft des Herstellers in Initiativen, die den Fokus auf soziale Standards legen, zum Beispiel Ethical Trade Initiative (ETI) und Responsible Business Alliance (RBA).

Blauer Engel 

Das deutsche Gütesiegel "Blauer Engel" ist eines der ältesten und bekanntesten Umweltkennzeichen und umfasst eine so große Produktwelt wie kaum ein anderes Siegel. Im Sektor der nachhaltigen IT-Beschaffung wird es an energieeffiziente Geräte mit langlebigem und recyclingfreundlichem Design verliehen, darunter PCs, Notebooks, Monitore, Tastaturen, Mäuse, Kopierer, Drucker und Multifunktionsgeräte. 

Mit Version DE-UZ 219 hat der Blaue Engel auch Kriterien zur sozialen Nachhaltigkeit in der Produktfertigung aufgenommen. Darüber hinaus wird die Sorgfalt von Unternehmen bei der Rohstoffgewinnung und die Unterstützung von Vor-Ort-Initiativen zum verantwortungsvollen Bergbau bewertet. 

Druckergeräte, denen der Blaue Engel verliehen wurde, erfüllen unter anderem folgende Anforderungen nachhaltiger IT-Beschaffung: 

  • es können Recyclingpapiere aus 100 % Altpapier verarbeitet werden 
  • beidseitiges Drucken möglich 
  • Reparatursicherheit ist für mindestens 5 Jahre nach Produktionseinstellung sichergestellt  
  • Grenzwerte für Emissionen (Staub, Ozon) inkl. Geräuschemissionen werden eingehalten 
  • Rücknahme von Farbmodulen und Farbmittelbehältern 
  • niedriger Stromverbrauch 
  • die Geräte sind langlebig 
  • recyclinggerechte Konstruktion  
  • Kriterien sozialer Nachhaltigkeit in der Fertigung werden eingehalten 
  • Sorgfaltspflichten von Unternehmen bei der Rohstoffgewinnung werden erfüllt 

Der Blaue Engel bei Brother

EPEAT IEEE1680

EPEAT steht für Electronic Product Environmental Assessment Tool und ist ein Bewertungssystem für die Umweltfreundlichkeit von Elektronikprodukten. IEEE 1680 ist der offizielle Name des Standards, auf dem das EPEAT-System basiert.  

Produkte werden nach verschiedenen Kriterien bewertet, hierzu gehören ein langlebiges und recyclingfreundliches Design sowie die Reduzierung bzw. Eliminierung von umweltgefährdenden Materialien. Den Produkten wird dann ein Bewertungslevel von Bronze, Silber oder Gold verliehen, je nachdem, wie viele der Kriterien erfüllt werden.

Die IEEE 1680-Spezifikation wurde von einer breiten Gruppe von Interessenvertretern, einschließlich Regierungsbehörden, Unternehmen, Umweltschutzorganisationen und Experten für Umwelt- und Gesundheitsfragen entwickelt. 

TCO

Das schwedische Siegel wird weltweit vergeben und zählt zu den renommiertesten Siegeln für IT-Produkte. Es stellt hohe Anforderungen sowohl an eine ökologische als auch an eine sozialverträgliche Produktion – beispielsweise die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Herstellungskette – und ist daher eine gute Orientierung für eine nachhaltige IT-Beschaffung. 

Ethical Trade Initiative (ETI) 

Die Ethical Trade Initiative (ETI) ist eine britische Non-Profit-Organisation, die 1998 gegründet wurde. Im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln, deren Schwerpunkt auf Umweltstandards liegt, konzentriert sich die ETI auf die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit und setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der globalen Lieferkette ein. Die ETI arbeitet mit Unternehmen, Gewerkschaften, Regierungen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Der Code umfasst Standards in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Entlohnung, Arbeitszeit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie Umwelt- und Sozialstandards. 

Responsible Business Alliance (RBA)

Im Jahr 2004 von acht Unternehmen ins Leben gerufen, zählt die RBA heute mehr als 200 Elektronik-, Automotive-, Einzelhandels- und Spielzeugunternehmen als Kernmitglieder. Die RBA ist somit die weltweit größte Industriekoalition, die sich für die soziale Verantwortung von Unternehmen in globalen Lieferketten einsetzt. Mitglieder der gemeinnützigen Organisation sind einem gemeinsamen Verhaltenskodex verpflichtet und rechenschaftspflichtig. Zu den Mitgliedern zählen renommierte Unternehmen wie Apple Inc., BMW Group, Brother Industries Ltd., IBM Corporation, Microsoft, Tesla Inc. 

Das Bild zeigt eine Tabelle.
Kriterien einer nachhaltigen IT-Beschaffung

Fazit 

Unternehmen und öffentliche Verwaltungen können bei der Beschaffung ihrer IT-Hardware aufgrund ihrer Marktmacht einen signifikanten Unterschied machen. Indem sie sich für eine nachhaltige IT-Beschaffung einsetzen, können sie sicherstellen, dass Lieferanten faire Arbeitsbedingungen bieten und umweltfreundliche Produktionsprozesse gewährleisten. Zudem trägt eine nachhaltige IT-Beschaffung durch Auswahl energieeffizienter Geräte dazu bei, die Betriebskosten im eigenen Haus zu senken, abgesehen davon, dass durch Digitalisierung generell eine Prozessoptimierung erreicht wird.  

Nicht zuletzt wird sich eine verantwortungsvolle Haltung gegenüber Umwelt und Gesellschaft positiv auf das Image der Behörde bzw. des Unternehmens auswirken. 

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